Golden und voll heilsamer Stoffe

Quelle: Main-Echo 31.10.2009 

Jubiläum: Imkerverein Klingenberg und Umgebung widmet sich seit 100 Jahren den Bienen und dem Honig

Klingenberg  »Zwecks Gründung eines Bienenzüchtervereins Klingenberg-Trennfurt-Röllfeld werden Sie zu der am Sonntag, den 28. Februar 1909 nachmittags um halb fünf im Gasthause des Herrn Burkard Malad in Klingenberg stattfindenden Versammlung höflichst eingeladen.« Mit diesem Wortlaut begann die 100-jährige Erfolgsgeschichte des Imkervereins Klingenberg und Umgebung

Königinnen-Belegstelle

Königinnen-Belegstelle Mechenhard aus dem Jahr 1927. Zu sehen sind Gründungs- und Vorstandsmitglied Eduard Dotzel (links) und Komponist Philipp Vill (rechts), der Lieder über das Bienenleben komponiert hat. Die beiden Damen sind Vills Töchter. Foto: privat

 

16 Gründungsmitglieder schlossen sich damals zum »Lokal-Bienen-Züchter-Zweigverein Klingenberg« zusammen und bildeten die Grundlage für den heutigen Imkerverein.
»Der imkerische Aufwand war damals im Verhältnis zur relativ geringen Honigernte enorm«, sagt Vereinsmitglied Kornel Ludwig aus Klingenberg. Wie aus der Statistik des Königreichs Bayern hervorging, hatte der Verein Ende 1909 dann 17 Mitglieder, die zusammen 58 Bienenvölker besaßen. Der Honigertrag im Jahr der Vereinsgründung betrug 368 Pfund. »Das waren um die drei Kilo pro Bienenvolk. Heute produziert ein Bienenvolk im Durchschnitt über 25 Kilogramm.« Ludwig ist überzeugt: »Schon damals wurde die Imkerei mit viel Ideologie und Liebe zur Natur betrieben.«
Der Kassierer des Imkervereins hat die erst kürzlich aufgetauchte Chronik aus dem Altdeutschen übertragen. »Eine vollständige Chronik unserer Vereinsgeschichte gibt es leider nicht mehr«, bedauert Ludwig. Die Aufzeichnungen verlieren sich in den Jahren der beiden Weltkriege bis Mitte der 50er Jahre.
Dass der Verein zu Blüte gelangte, ist jedoch in zahlreichen Protokollen und Zeitungsausschnitten belegt. So geht aus einem Dokument von 1930 hervor, dass eine Dampfwachsschmelze und eine Kunstwabengussform erworben wurden.
In der Chronik von 1963 heißt es weiter, dass der Verein beschloss, 800 Weidenstecklinge in Klingenberg, Trennfurt und Wörth anzupflanzen. »Die heutigen Weidenbestände dürften darauf zurückzuführen sein«, vermutet Ludwig. Eine ähnliche Aktion habe es bereits 1930 in Röllfeld mit 1000 Akazien gegeben.
Ziel: gesunder Honig
Seit den frühen Anfängen habe es sich der Imkerverein zur Aufgabe gemacht, gesunden Honig zu produzieren. So soll ein berühmter Arzt bereits in einem 1930 erschienen Zeitungsbericht gesagt haben: »Wenn die Menschen wüssten, welch heilsame Stoffe im Honig sind, würde jeder täglich einen Esslöffel von nehmen.« Und dass es bei Vereinssitzungen nicht ausschließlich trocken zuging, beweist ein Eintrag aus dem Jahr 1976, als sich die Mitglieder an einer Weinprobe labten: »Wir werden verspüren, ob uns nach unserem goldigen Honig der Klingenberger Rote gut bekommen wird.«
Bereits 1930 feierten die Imker das erste Wald- und Kinderfest im Frauenbaum Mechenhard. In den Siebzigern organisierte der Verein ein Sommernachtsfest am Lehrbienenstand Mönchberg, der auch heute noch Veranstaltungsort für das jährliche Schleuderfest ist. Und im Sommer diesen Jahres marschierte eine Abordnung von Imkern in historischen Zeidler-Kostümen im Festzug anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Weinbauvereins Klingenberg mit.
Die Mitglieder- und Bienenvölkerentwicklung hat sich über Jahrzehnte hinweg konstant gehalten: In den 80er Jahren stieg die Mitgliedszahl auf 46 Imker an, die 481 Bienenvölker betreuten. Heute indes hat der Verein knapp 34 Mitglieder und nur noch 146 Völker. Einen Grund für den Rückgang der Völkerzahl sieht Ludwig im Altersdurchschnitt der Mitglieder, der bei 62,5 Jahren liegt. Der Älteste ist 95, der Jüngste 17 Jahre alt. »Mit dem Alter wird die Arbeit an den Bienen immer schwieriger«, so Ludwig. Vereinsvorsitzender Matthias Meidel appelliert deshalb an den Nachwuchs: »Werdet Imker, esst mehr Honig, so erhaltet ihr die Natur.« Sylvia Breckl